Für das Klima Bäume pflanzen in Malawi

30. Mai 2022 — Anne Siemen und Johannes Sattler

 

Habt ihr auch eine:n Kolleg:in in Afrika? Nein?
Wir schon 🤭

Aber eigentlich ist der Wohnort in unserer Zusammenarbeit nachrangig. Warum aber Julia in Malawi eine zentrale Rolle bei subject:RESOUL spielt, das erfahrt ihr hier.

Wie viele von euren Organisationen auch, sind wir seit ein paar Jahren ambitioniert, eine CO2-neutrale Organisation zu werden. Wir sind gestartet mit aufwändigen Auswertungen unseres Fußabdrucks, kompensieren diesen regelmäßig, haben hier und da von unseren kleinen Initiativen bei LinkedIn berichtet. Warum uns das so wichtig ist? Wir wollen Verantwortung für unser Handeln übernehmen, sinnvoll mit Ressourcen haushalten, ein gemeinwohliges Miteinander unterstützen – im Privaten wie auch in, mit und durch unsere/r Organisation.

Und weil wir diese Themen nicht mehr nicht mitdenken können, haben wir das Thema Gemeinwohl in unsere Kreisorganisation integriert. Wir arbeiten mit Hochdruck an unserem GWÖ Bericht, haben in unserem OKR-Prozess ein „grünes“ Ziel definiert UND – jetzt kommt Julia ins Spiel – haben ein wunderbares Kompensationsprojekt in Malawi gefunden, das Julia vor Ort begleitet.

Warum Malawi? Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber so eine Kompensation nimmt einem ja schon erstmal das schlechte Gewissen. Man bekommt ein schickes Zertifikat, aber so richtig, sieht und spürt man ja nicht, wie die gewählten Initiativen in die Umsetzung kommen. Julia hat im vergangenen Jahr das letzte Fleckchen Regenwald in Malawi besucht und uns davon berichtet. Malawi ist vom Klimawandel direkt stark betroffen. Er hat verheerende Folgen auf das Leben der ohnehin vulnerablen Bevölkerung.

Malawi lebt vor allem von Landwirtschaft – rund 85% der Malawier sind als Kleinbauern tätig und bauen sich einen Großteil ihrer Nahrung selbst an. Der Zugang zu Wasser zur Irrigation der Felder ist aufgrund der Topographie und aus Kostengründen begrenzt. Ein Großteil des Landes ist bereits abgeholzt, da Feuerholz rund 88% des Energiebedarfs ausmacht. Am stärksten zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels durch unzuverlässigen Regen (zu viel, zu wenig, zu früh, zu spät), Dürreperioden und starke Winde.

Das alles ist Grund genug, einmal genauer hinzuschauen, wenn man schon das Glück hat, Erfahrungsberichte aus erster Hand zu bekommen! Gern wollen wir diese mit euch teilen – als Inspiration und vielleicht sogar Impuls, vermehrt durch die „grüne Brille“ zu schauen.

Karges Land in Malawi, kaum noch Regenwald, schlechte Bedingungen für Nutzpflanzen und wenig Schatten für die Bevölkerung

 

 

Bei einem von Julias Besuchen des letzten Flecken Regenwaldes im Land lernte sie Tim Bellack kennen. Er ist Guesthousebetreiber in Ntchisi und Vorstandsmitglied des Vereins Kumanga. Kumanga entwickelt nachhaltige Projekte vor Ort, die direkt von der Bevölkerung angenommen und umgesetzt werden.

Der Verein entstand aus der Philosophie, dass der Zugang zu sauberem und sicherem Trinkwasser für alle Menschen ein Recht ist und damit möglich sein sollte. Mit dem Bau von Brunnen und der Unterstützung von gesunder Ernährung in Kindergärten hat der Verein den Grundstein seiner Arbeit gelegt. 30 Trinkwasserbrunnen für die Versorgung von 15.000 Menschen sind bereits gebaut und Kinder im Mpamila Village profitieren von einer warmen Mahlzeit pro Tag, ausgewogen, sättigend und grundlegend für eine gesunde Entwicklung!

Kumanga ist offen für weitere Projekte und Kooperationen, weil es in Malawi an vielen Stellen Möglichkeiten für dringend benötigte Unterstützung gibt. Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die langfristig eine nachhaltige Selbstversorgung der Communities ermöglichen.

Der Wiederaufforstung und der Einsparung an Feuerholz durch die Verfügbarkeit von Alternativen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Damit lässt sich CO2 einsparen und die Bevölkerung profitiert unmittelbar. Hier geht es also nicht um ein einseitiges Charity-Projekt, sondern um Nutzen für alle Beteiligten der Projekte, die sukzessive aus den Interessen der Dorfgemeinden entstehen.

Kumanga hat den Blick für das große Ganze ebenso wie für die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen – und wir unterstützen seine Ziele gern:

  • Verringerung der Freiflächen im Land und damit Schaffen von mehr Lebensraum für Tiere

  • Feuerholzbedarf senken und energieeffiziente Alternativen schaffen

  • Entwicklung von nachhaltigem Forstbedarf

  • Farmer sollen von der Aufforstung profitieren

  • Awareness Campaigns in den Dörfern

  • Aufklärung in Schulen und Einbindung in die Projekte

 42 Tonnen CO2 wollten wir für das Jahr 2020 als Organisation kompensieren. Wir haben uns entschieden, dies gemeinsam mit Kumanga in Malawi umzusetzen. Wie Julia uns als Patin für das Projekt vor Ort begleitet, erzählen wir euch im nächsten Abschnitt.

 

Jeder Baum zählt!

 

 
 

In Malawi wird viel auf offenem Feuer gekocht. Dafür wird viel Holz benötigt. Ein Grund dafür, dass es kaum noch Regenwald in Malawi gibt. Nur in Aufforstung zu investieren ist insofern sehr kurz gesprungen, denn schnell sind die mühsam gepflanzten Bäume wieder abgeholzt und das gebundene CO2 gelangt wieder in die Atmosphäre. Mit Tims Beratung haben wir uns also dafür entschieden, in drei verschiedene Optionen der Kompensation zu investieren:

CO2-sparende Kochöfen

Zunächst haben wir in die Beschaffung von 50 Mbaulas investiert. Diese Kochöfen haben den großen Vorteil, dass auf einfache Art und Weise viel Feuerholz eingespart wird – im Vergleich zum offenen Feuer zwischen drei Steinen, das in Malawi noch als weitverbreitetes Mittel zur Nahrungszubereitung verwendet wird. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH hat diese Öfen entwickelt und rechnet mit bis zu 4 Tonnen CO2-Einsparung pro Ofen im Jahr!

In vergangenen Projekten wurden diese Mbaulas bereits sehr gut angenommen. Die von uns finanzierten 50 Mbaulas werden nach dem Ende der Regenzeit verteilt. Wir sind gespannt und freuen uns sehr auf das Feedback von Kumanga, wie es angelaufen sein wird.

Schutz vor Sonne und Wind plus “Öko-Edukation”

Die Fotos zeigen die 1.900 indigenen Schattenbäume, die in unserem Auftrag an vier Schulen verteilt wurden. Schattenbäume sind wesentlich günstiger als Obstbäume (s. u.). Damit können mehr Bäume gepflanzt und mehr CO2 gebunden werden. Gleichzeitig gibt es vor allem an Schulen einen großen Bedarf an Schutz vor Sonne und Wind. Nicht zuletzt konnten durch diese Spende aber auch die Schüler:innen in kleinen Workshops Impulse zu den Themen Wald und Bäume, Wasserkreislauf und Biodiversität bekommen und durften dann mit Begeisterung selbst tätig werden. Die Hoffnung ist, dass dadurch auch ein ökologisches Bewusstsein gefördert werden kann und nachfolgende Generationen achtsamer mit dem Regenwald umgehen als unsere eigene Generation.

Alle Bäume sind gepflanzt und werden in Eigenverantwortung, aber mit Unterstützung von Kumanga gepflegt. Tim Bellack sprach von enthusiastischem Chaos bei den Kindern und freut sich mit den Schulen, dass rund um Pausenhöfe, Fußballplätze und andere Areale nun großflächig Schattenbäume wachsen und gedeihen.

Interesse am Erhalt von Bäumen fördern

Der Abholzung wollen wir entgegenwirken und darum haben wir den dritten Teil unserer Spende in Obstbäume fließen lassen. Wir hoffen, dass Obstbäume mit dem doppelten Nutzen als Schattenspender und Nahrungsgeber länger auf den Feldern der Farmer stehen und nicht so schnell zu Feuerholz verarbeitet werden. 750 Stück, Mangos, Avocados und Orangen, aus der Baumschule in Lilongwe wurden von Kumanga eingekauft, bis zur Pflanzsaison gepflegt und an die Farmer verteilt. Kumanga hat sich davon überzeugt, dass die Bäume richtig gepflanzt wurden und ist regelmäßig mit den Farmern im Austausch. Tim von Kumanga geht davon aus, dass über 15 Jahre ca. 50% der Bäume überleben. Da ist Luft nach oben…

 

Wir begleiten die Initiativen weiter. Liebe Julia, Danke für Deinen Impuls und die Möglichkeit, diesen großartigen Verein in Deiner neuen Heimat auf Zeit unterstützen zu können.