subject:RESOUL bei der Innocracy 2018

28. Juni 2018 — Johannes Sattler

 

Für uns ist die Soziokratie ein wirkungsvolles Vehikel, unsere Überzeugung, dass Arbeit mehr denn je einen größeren Sinn machen muss, in die Welt von Organisationen zu tragen. 

Kann die Soziokratie ähnliches für die Gesellschaft und die Transformation demokratischer Strukturen leisten? 

Diese spannende Frage haben Nele Stuke und Johannes Sattler mit den Teilnehmer:innen der Innocracy erprobt und diskutiert.

Wie repräsentativ sind Mehrheitsentscheidungen?
Wie zielorientiert führen wir Debatten?
Wie viel Mitbestimmung als Bevölkerung haben wir wirklich?

Fragen, die die Soziokratie adressiert.

Um die Teilnehmer:innen die Vorzüge der soziokratischen Entscheidungsfindung erleben zu lassen, haben wir in einem kleinen Entscheidungsfindungsexperiment vier Parteien (Lefties, Frogs, Economists, Traditionalists) „gegründet“ und diese beauftragt, eine Berliner Baulücke mit dem für die Anwohnerschaft attraktivsten Bauprojekt zu gestalten. 

Mit 4 zu 3 zu 5 zu 7 Stimmen haben die Frogs mit ihrem Vorschlag gewonnen. Aber was ist mit den Ideen, Wünschen und Bedürfnissen der 12 Überstimmten, wie es halt so häufig im (politischen) Alltag geschieht?

Eine anschließende soziokratische Konsentmoderation sollte zeigen, wie Entscheidungen so getroffen werden, dass die Einwände aller Beteiligten gehört und in den zu entscheidenden Vorschlag integriert werden, so dass alle ihren Konsent geben können, es also keine schwerwiegenden Einwände mehr gibt.  

Unsere Kernerkenntnis aus unserer 75-minütigen Session: Parteipolitische Interessen torpedieren ein gemeinsames Ziel (selbst bei künstlich erzeugter Zugehörigkeit!) und machen die Entscheidung im Konsent schwer. 

Innerparteilich kann Soziokratie und Konsententscheidung sicherlich gut funktionieren. Was aber tun, um parteipolitische Interessen zu überwinden, um gemeinschaftlich und nachhaltig Entscheidungen im Sinne eines gemeinsamen Ziels zu treffen?  Eine Frage für die Innocracy 2019? In jedem Fall wird deutlich: eine Transformation muss grundlegender sein als nur den Modus der Entscheidungsfindung anzupassen. Wir müssen anfangen, über geteilte Ziele nachzudenken und weniger die Abgrenzung zu anderen Parteien oder Gruppen in den Vordergrund stellen.